Freitag, 31. Dezember 2010

Und das Highlight war ... Anathema

Euch allen, die hier mal reinlest, ein glückliches, gutes neues Jahr!

Dass zum Jahresende immer eine Bilanz fällig ist, ist nicht wirklich originell, aber dann will ich halt auch mal -  und das Ganze wie immer total subjektiv :

Alben des Jahres:
Anathema - We're Here Because We're Here
Big Big Train - The Underfall Yard

Konzerte des Jahres:
Transatlantic (LKA, Stuttgart)
Anathema (Backstage, München)

Newcomer:
frames (Hannover)
A Cosmic Trail

Flop:
Marillion als Support von Deep Purple

Vorfreude 2011:
Blackfield - neues Album und Tour

Buch:
Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels (auch wenn es nun gar nichts mit Rock und/oder Sports zu tun hat)

Für ausgewählte Freunde gibt's zum Jahresende ja immer die Special Compilation "Wopo's 2010". Hier die Tracklist (Bestellungen werden noch entgegengenommen ;-) ):

1. Anathema - Angelica
2. Star One - 24 Hours
3. Pain Of Salvation - Sleeping Under The Stars
4. Jolly - Downstream
5. frames - Isp
6. Overhead - A Captain On The Shore
7. Big Big Train - Master James Of St. George
8. SETI - Ellipse
9. Gisbert zu Knyphausen - Melancholie
10. Transatlantic - Lay Down Your Life
11. Pain Of Salvation - Road Salt
12. Anathema - Hindsight (live)

Mittwoch, 24. November 2010

Achterbahn der Gefühle

Angenommen, die Karriere von InVertigo wäre eine Achterbahnfahrt, die Band aus Gelsenkirchen befände sich gerade mitten im ersten Anstieg. Die fünf Musiker, die bis dato nur als Liveband - u.a. als Support für Sylvan und Alias Eye – in Erscheinung getreten sind, haben vor kurzem ihr Debütalbum veröffentlicht und sind voller Tatendrang: "Zunächst würden wir uns sehr freuen, wenn 'Next Stop Vertigo' viele Hörer finden würde und wir es live präsentieren können. Und dann möchten wir schnellstmöglich ein zweites Album nachschieben - genug Songs sind bereits vorhanden", verrät Keyboarder Michael Kuchenbecker.


Als Einflüsse nennt der aus Hagen (!) stammende Keyboarder Prog (Genesis, Marillion), Metallisches (Opeth, Pain Of Salvation), "aber auch Bands wie Porcupine Tree, Oceansize oder Arcade Fire." Wobei das Pendel bei InVertigo nicht so recht weiß, in welche Richtung es ausschlagen soll: New Artrock oder doch eher Neoprog?

So oder so - der Wagen ("Invertigo" bezeichnet einen Achterbahntyp, bei dem man mit dem Kopf nach unten hängt) hat Fahrt aufgenommen, und im Vordergrund steht ohnehin der Spaß. Dazu passt auch, dass Spock’s Beard das große Vorbild sind: "Von der Musik selbst mal abgesehen, denke ich, dass die Bärte dahingehend einen großen Einfluss auf uns haben, als sie ein Beispiel sind, wie man sich auch als Prog-Band nicht immer so ernst nehmen muss. Das finden wir sehr sympathisch."

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ein (Ge-)Jammer

Subsignal live im Backstage Club zu sehen, war ein spontaner Entschluss, den ich nicht bereut habe. Auch wenn Sänger Arno Menses seinen Running Gag ("wir sind Sie... ähm Subsignal") arg strapazierte, machte der Nachfolger der "anderen Band" (Sieges Even) Freude. Druckvoll und melodisch ging's zu Werke, und - was im Prog-Genre keine Selbstverständlichkeit ist - keineswegs humorfrei.

Wären da nicht zuvor Central Park gewesen. Die Münchner, die mir schon früher zweimal (als Support von Fish bzw. Pendragon) beinahe einen Konzertabend verleidet hatten, sorgten auch diesmal für Schmerzen. Warum? Wegen dieses unseligen Gejammers! Rein kompositorisch ist an der Band gar nicht so viel auszusetzen. Gespielt wird leicht überambitionierter und dafür etwas zu kraftloser Retroprog in der Tradition von Nektar und anderen. Doch eignet sich diese Art von Musik nicht für zweitklassige Sänger. Schon mit Heiko Möckel hatten CP jemanden am Mikro, der chronisch überfordert war und so bei Konzerten für unfreiwillig peinliche Momente sorgte. Bei seiner Nachfolgerin Jannine Pusch hört man zwar, dass sie's vielleicht könnte. Doch spätestens nach diesem Auftritt wäre der beste Rat, den man der Band mitgeben könnte der, es doch mal als Instrumental-Kombo zu versuchen ... Ein Jammer eigentlich.

Freitag, 7. Mai 2010

frames - Klappe, die Erste

Schöne (Klang-)Bilder, überraschende Wendungen und eine spannende Dramaturgie – alles was einen guten Film ausmacht, zeichnet auch die Musik der Artrock-Newcomer frames aus. Mit einem Unterschied: Die Hannoveraner, die gerade ihr erstes Album "Mosaik" am Start haben, kommen ohne Hauptdarsteller, sprich ohne Sänger und Frontman aus. Ein Zustand, der zwar gewollt, aber kein Dogma ist, wie Schlagzeuger Kiryll Kulakowski beteuert: „Wir schließen nicht aus, dass wir irgendwann auch mal was mit einem Sänger machen.“

Dabei war frames ursprünglich gar nicht als Instrumentalprojekt angelegt: "Auch um bessere Auftrittschancen zu haben, wollten wir diesmal einen Sänger. Sechs oder sieben waren im Proberaum, aber der Passende war nicht dabei." Keiner konnte das bieten, was die Band in ihm suchte: die Fähigkeit, die Stimme wie ein Instrument einzusetzen. Dafür stieß in der zeit Keyboarder Manuel Schönfeld - vorher in einer Pink Floyd-Coverband aktiv - dazu, und frames ließen fortan ausschließlich die "Instrumente sprechen", wie Kulakowski es formuliert. Eine EP folgte - und der Sieg bei einem Bandwettbewerb. "Da war klar: Es funktioniert auch ohne."

Für den Drummer ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil: „Jeder einzelne hat dadurch ja auch mehr Freiheiten in seinem Spiel. Und unsere Arrangements sind so dicht, da wäre momentan gar kein Raum mehr für Gesang."

Das Ergebnis auf "Mosaik" gibt den Musikern - alle Anfang, Mitte zwanzig, recht. Die Stücke sind kurzweilig, voll spannender Melodien und ganz wichtig: vielschichtig und stimmungsvoll. Die Songideen kommen meist von Gitarrist Jonas Meyer, die band entwickelt diese dann gemeinsam weiter. Am Ende stehen Stücke, die die Plattenfirma als Prog, Postrock und Artrock klassifiziert. "Heikel", findetd as Kulakowski. Allerdings: "Mit dem label Artrock können wir sehr gut leben."

Genauso gut wie mit dem Umstand, dass es für eine Instrumentalband schwierig ist, einen adäquaten Albumtitel zu finden: "Wenn man keine Texte hat, bietet sich ja nichts an", benennt Kulakowski das Dilemma. Auf "Mosaik" kam man deshalb, weil die Lieder alle ineinander spielen, ja einzelne Bausteine sind, die ein Gesamtwerk ergeben: "Da passte das."

Auch die vier Musiker selbst sind Bausteine im frames-Konzept, haben jeder ihren klar umrissenen Zuständigkeitsbereich. Meyer istder Musical Director, Schönfeld ist fürs Marketing zuständig, Kulakowski fürs Artwork, und die Produktionsleitung hat Bassist Julian "Moses" Hoffmann inne. Ganz wie beim Film. Dort will Kiryll Kulakowski übrigens mal hin. Der 24-Jährige plant ein Studium an der Filmhochschule.

(erstmals veröffentlicht in der eclipsed-Ausgabe Mai 2010)