Donnerstag, 13. November 2008

Jelly Fiche - Tout Ce Que J`ai Rêvé

Kaum zu glauben, dass "Tout Ce Que J`ai Rêvé" (zu Deutsch: Alles was ich mir erträumt habe) ein Debütalbum ist - das Debüt einer Band, die sich in der Tradition von Harmonium oder Maneige sieht, zweier Bands, die in den 70er Jahren für erstklassigen Progressive Rock aus der frankokanadischen Provinz Québec standen. Auch Jelly Fiche kommen von dort, genauer gesagt aus Montréal, und sie knüpfen an, wo ihre Vorbilder aufgehört haben. Dabei haben die drei Musiker einen komplett unterschiedlichen Background: Sänger und Bassist Syd ist der Poet und zeichnet für die Texte und damit für das lyrische Element verantwortlich, Keyboarder und Saxophonist Eric Plante bringt eine Vorliebe für atmosphärische und jazzige Klänge mit, Gitarrist Jean-Francois Arsenault schließlich ist maßgeblich von Prog beeinflusst.

Das Ergebnis ist musikalisch schon verdammt ausgereift und stimmig. Gewisse Einflüsse (Pink Floyd) sind nicht zu überhören ("Les Arbres"), aber Jelly Fiche sind weit davon entfernt, ihre Vorbilder nur zu kopieren. Was soll man zuerst loben? Das feinfühlige Gitarrenspiel ("Dans La Peau d`Un Autre")? Die atmosphärischen Keyboard- und Pianoparts? Den ausdrucksstarken Gesang? Es ist alles zusammen, was die Wärme und das Träumerische ausmacht und die Musik von Jelly Fiche zu einem Ereignis. Dafür sorgt auch der wohldosierte Einsatz des Saxophons, mit dem sich die Band von anderen abhebt. Auch die französischen Texte sind ein Eigenständigkeitsmerkmal. Für den einen oder anderen mag das gewöhnungsbedürftig sein, nach einigen Durchläufen kann (und will) man sich die Musik mit englischen Lyrics aber gar nicht mehr vorstellen.

Einen Song herauszuheben - bei diesem Album ohne Schwächen schier unmöglich. Also: Durchhören und genießen! Das ist, was sich Fans dieser Art von Musik erträumt haben!
(Erstveröffentlichung im Rockmagazin "eclipsed", Nr. 107)

The Reasoning - Dark Angel

Sich eine Scheibe von The Reasoning anzuhören, ist schon allein wegen des Gesangs interessant: Rachel Cohen (ehemals Jones) wechselt sich mit Dylan Thompson und Gareth Jones ab, wodurch zunächst mal keine Langeweile aufkommt. Wer sich dann einmal durch das zweite Album der Band, "Dark Angel", gehört hat, der wird vermutlich feststellen, was ihm mehr liegt: die weiblichen oder die männlichen Gesangsparts (ich für meinen Teil kann sagen: die männlichen liegen mir mehr!). Abgesehen von dieser "Gretchenfrage" bietet "Dark Angel" von vorn bis hinten gefälligen, melodischen MelodicRock mit leichten Proganteilen und teils sehr schönem mehrstimmigem Gesang. Durchgängig hochhalten können The Reasoning, die mit Owain Roberts einen neuen zweiten Gitarristen an Bord haben, die Spannung aber nicht. Mit dem Titeltrack und "Sharp Sea" geht es zwar gut los. Den nachfolgenden Songs fehlen dann aber die eingängigen Hooklines, die sich nachhaltig ins Gedächtnis einbrennen würden. Das ist alles gut hörbar, plätschert aber etwas vor sich hin. Erst der mitreißende Neun-Minüter "A Musing Dream" zieht noch einmal alle Aufmerksamkeit auf sich und sorgt für eine am Ende gute Beurteilung - nicht zuletzt wieder ein Verdienst der Gesangsarrangements.
(Erstveröffentlichung im Rock-Magazin "eclipsed", Nr. 107)

Frost - Experiments In Mass Appeal

Ist das wirklich dieselbe Band? Sind das die gleichen Frost, die noch 2006 mit "Milliontown" ein eher unausgegorenes Debütalbum am Start hatten? Ja, sie sind es, und sie haben aus ihren Fehlern gelernt! Da ist vor allem der Gesang: Jem Godfrey, Vater des Projektes, übernimmt die Vocals nicht mehr selbst, sondern hat sich mit Declan Burke einen Sänger (und Gitarristen) ins Boot geholt, der stimmlich von zart-leise ("Saline") bis aggressiv-kraftvoll ("Experiments In Mass Appeal") alles beherrscht und von dem Godfrey sagt, er sei „der kommende Prog-Megastar“. Ansonsten ist das Line-up mit Gitarrist John Mitchell (It Bites, Kino, Arena), Ex-IQ-Bassist John Jowitt, Drummer Andy Edwards (IQ) und Godfrey (Keyboards) gleich geblieben. Die Musik klingt aber viel eigenständiger als das Debüt: Mal ist sie am besten als melodiöser ArtRock zu beschreiben, mal als Prog ("Toys", "Wonderland"), mitunter sind auch Einflüsse von Bands wie Muse ("Pocket Sun") herauszuhören. Fazit: ein wirklich starkes und abwechslungsreiches Album.
(Erstveröffentlichung im Rock-Magazin "eclipsed", Nr. 107)

Unitopia - The Garden

Australien ist ja nicht gerade als Neoprog-Hochburg bekannt. Umso erstaunlicher, dass sich dort mit Unitopia eine Band in den Vordergrund spielt, die genau auf dieser Welle reitet. Nach dem 2005 erschienenen Debütalbum "More Than A Dream" legt die siebenköpfige Band um Mark Trueack (Gesang) und Sean Timms (Keyboards) nun mit "The Garden" ein Doppelalbum vor. Das ist zwar immer noch stark im melodischen 80er-Prog verwurzelt, bietet aber trotz teils überdeutlicher Anleihen bei Genesis, Marillion oder IQ viel schöne Musik. Dass es sich bei "The Garden" um ein Konzeptwerk handelt, wird Progfans erfreuen, aber jene Kritiker bestätigen, die der Band vorwerfen, in „Mainstream-Prog“ zu verfallen. Ganz abwegig ist das nicht, dafür sind die sehr Keyboard-lastigen Kompositionen nicht sperrig genug, setzen sich die teils süßlichen Melodien zu leicht in den Gehörgängen fest ("Here I am"). Keine Widerhaken. Kein Gefrickel. Dennoch: Speziell die Longtracks "The Garden" und "Journey`s Friend" bieten wundervoll lyrische Musik, die, manchmal nahe am Kitsch, immer gerade noch die Kurve kriegt.
(Erstveröffentlichung im Rockmagazin "eclipsed", Nr. 105)

Diagonal - s/t

Eine Progband bei einem Indie-Label? Das ist ungewöhnlich, erklärt Rise Above Records aber so: "Diagonal versprühen inmitten der gleichgeschalteten 'Indie'-Sounds der Jetztzeit eine Frische, die fast an den Punk-Aufbruch vor 30 Jahren erinnert." Na ja. Diese Einschätzung ist einigermaßen übertrieben, klingt das Debüt von Diagonal doch rauf und runter wie aus den frühen Siebzigern, und das obwohl alle Bandmitglieder gerade mal Mitte 20 (!) sind. Bei so manchem Basslauf fühlt man sich an die ganz frühen Yes erinnert, den einen oder anderen Takt könnten auch Gentle Giant eingezählt haben. Immerhin beweisen die sieben Musiker aus Bristol Mut: Wer sonst wagt es schon, ein Drum-Solo in den Opener seines Debütalbums einzubauen, um gleich anschließend auf "Child of the Thunder Cloud" mit Klarinettenklängen daherzukommen? Auch Jazzanklänge enthält das Album, das fünf Songs mit knapp 46 Minuten Spielzeit enthält. Toptrack ist das 14-minütige "Pact", das 70er-Prog in all seinen Facetten bietet. Sehr eigenständig ist das zwar nicht. Trotz aller Reminiszenzen klingt das aber - und da hat Rise Above Records Recht - in der Tat erstaunlich frisch!
(Erstveröffentlichung im Rockmagazin "eclipsed", Nr. 105)

Samstag, 19. Juli 2008

No-Man - Schoolyard Ghosts

Coldplay haben in diesem Sommer mit "Viva La Vida or Death and all his Friends" wieder ein solides, starkes Album hingelegt. Getoppt werden Chris Martin & Co. allerdings von der britischen Formation No-Man. Okay, man kann die beiden Bands musikalisch nicht wirklich miteinander vergleichen (und kommerziell schon gleich gar nicht). Andererseits: Mit "Schoolyard Ghosts" haben No-Man ein Werk abgeliefert, dem auch Fans der ruhigeren Coldplay-Songs etwas abgewinnen können sollten.

Mit seiner Band Porcupine Tree hätte Mastermind Steve Wilson ohnehin das Zeug, schon bald in die Liga aufzusteigen, in der Coldplay schon spielen. No-Man indes ist lediglich ein so genanntes Seitenprojekt von Wilson. Wie auch bei seinem zweiten Projekt Blackfield (mit dem Israeli Aviv Geffen) setzt Wilson auch mit No-Man (mit Sänger Tim Bowness) auf die leiseren Töne.

Mit "All Sweet Things" eröffnet ein Stück mit absoluter Ohrwurm-Garantie das Album. Schon hier gibt`s nur eins: Augen zu und genießen. Melodieführung und die dezente Instrumentierung laden regelrecht dazu ein. Dazu Bowness` Stimme, die unaufdringlich ist, einen aber trotzdem packt. Mit "Beautiful Songs You Should Know" geht es genau so weiter, noch dadurch veredelt, dass ein Cello den Basspart übernimmt. Erst bei "Pigeon Drummer" reißt den Hörer eine harte, unerwartete Gitarrenklangwand aus den Träumen.

Das 12-minütige "Truenorth" (das Video ist nur ein Edit) mit dem eindringlichen Piano-Motiv ist das Herzstück des Albums, das wohl am ehesten Wilsons Nähe zum Progressive Rock geschuldet ist. Auch hier sticht neben den Streichern wieder der klare, stimmige Gesang hervor, der die eine oder andere sperrige Melodie in Harmonie auflöst. Desweiteren bieten "Wherever There is Light" oder auch "Song of the Surf" einfach anspruchsvolle, aber eben trotzdem immer ruhige und nur schöne Musik zum Abschalten und Schwelgen. Mein uneingeschränkter Album-Tipp in diesem Sommer!

Samstag, 17. Mai 2008

Manni Breuckmann und ich

Schon als kleiner Junge wollte ich Sportreporter werden, die großen Fußballspiele kommentieren. So wie mein persönlicher "Mister Sportschau", Ernst Huberty, zu einer Zeit, als die Kultsendung noch um 17.48 Uhr (sonntags um 18.33 Uhr!) lief und nur von drei ausgesuchten Bundesligaspielen bewegte (Schwarz-Weiß-) Bilder gezeigt wurden.

Die "Sportschau" gibt es immer noch, nur die "Kultreporter" wechselten. Hörfunk-Legende Günther Koch war so einer – der Mann, der es schaffte, auch völlig desinteressierten Zeitgenossen einen Schauer über den Rücken zu jagen, wenn er mit seinen "Glubberern" litt –. Oder -aktuell - Manni Breuckmann, die Stimme aus dem Pott und unverzichtbarer Bestandteil der ARD-Bundesligakonferenz, der sich samstags abwechselnd aus der Arena Auf Schalke, aus Dortmund oder Bochum meldet.

Jetzt fahre ich als Web-Reporter zur Europameisterschaft und werde auch mit Manni Breuckmann zusammenarbeiten. Unter anderem schreiben wir beide im ARD-Sportblog. Ich freu mich drauf!

Freitag, 16. Mai 2008

Ohne Timo, Mike und Stefan

Wow! Bundestrainer Joachim Löw und sein Beraterteam haben ein paar mutige Entscheidungen getroffen! Im vorläufigen EM-Aufgebot, das heute vorgestellt wurde, fehlen Namen wie Timo Hildebrand, Manuel Friedrich, Gonzalo Castro, Roberto Hilbert, Mike Hanke oder Stefan Kießling. Dafür dürfen Piotr Trochowski, Jermaine Jones, David Odonkor und drei (!) Zweitligaspieler (Oliver Neuville, Patrick Helmes und Marko Marin) mit ins Trainingslager nach Mallorca. Und: Es sind auffallend viele Offensivkräfte dabei!

Gut, drei Spieler werden am 28. Mai noch gestrichen, aber überraschend ist die Zusammensetzung des Kaders dennoch jetzt schon. Dass René Adler dabei sein würde, hatte sich ja schon abgezeichnet (auch wenn eher Robert Enke als "weinender Vierter" gehandelt wurde als Timo Hildebrand). Mit Marko Marin hatte aber definitiv niemand gerechnet.

Für Mike Hanke und Stefan Kießling (Letzterer mit sieben Treffern immerhin drittbester Torjäger im diesjährigen Uefa-Cup-Wettbewerb) dürfte das Aus ähnlich schmerzlich sein wie für Hildebrand, müssen die beiden doch zwei Stürmern den Vorzug lassen, die zuletzt "nur" in der 2. Bundesliga gekickt haben. Aber - und das war wohl ausschlaggebend - Neuville und Helmes sind in der Tat Spielertypen, die wir so noch nicht dabei haben. Hanke und Kießling ähneln in ihrer Spielanlage doch noch mehr den gesetzten vier Stürmern.

Und so sieht der vorläufige EM-Kader aus:

Tor: Jens Lehmann (FC Arsenal), Robert Enke (Hannover 96), René Adler (Bayer Leverkusen)

Abwehr: Christoph Metzelder (Real Madrid), Per Mertesacker (Werder Bremen), Philipp Lahm (Bayern München), Arne Friedrich (Hertha BSC), Marcell Jansen (Bayern München), Clemens Fritz (Werder Bremen), Heiko Westermann (Schalke 04)

Mittelfeld: Michael Ballack (FC Chelsea), Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart), Simon Rolfes (Bayer Leverkusen), Torsten Frings (Werder Bremen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München), Piotr Trochowski (Hamburger SV), Tim Borowski (Werder Bremen), Jermaine Jones (Schalke 04), David Odonkor (Betis Sevilla), Marko Marin (Borussia Mönchengladbach)

Angriff: Miroslav Klose (Bayern München), Lukas Podolski (Bayern München), Mario Gomez (VfB Stuttgart), Kevin Kuranyi (Schalke 04), Oliver Neuville (Borussia Mönchengladbach), Patrick Helmes (1. FC Köln)

Donnerstag, 8. Mai 2008

Hoffentlich kein Eigentor

So wirklich hat die DFL im Fall TuS Koblenz ja nicht nachgegeben. Statt acht Punkte Abzug in dieser Saison nun also sechs Punkte in dieser Spielzeit und drei Punkte in der kommenden (im Falle des Klassenerhalts). Die 200.000 Euro Strafe müssen die Koblenzer auch trotzdem bezahlen. Eigentlich - "nach Adam Riese" - wurde die Strafe für das Lizenzierungsvergehen des Zweitligisten also sogar noch raufgesetzt; nur wirkt sie sich (vielleicht) nicht mehr ganz so brutal aus.

Die TuS Koblenz hat die Entscheidung - ein Vergleichsvorschlag der DFL - akzeptiert und sich damit hoffentlich kein Eigentor geschossen. Ein Heimsieg am Sonntag gegen Erzgebirge Aue, und es würde wohl so oder so für den Klassenerhalt reichen. Nun geht man also auch noch mit einem schweren Handicap in die neue Saison. Und ob es dann wieder so gut läuft... abwarten!

Mittwoch, 7. Mai 2008

3. Liga oder nichts

Jürgen Sundermann hat schon viel erlebt. Als Trainer führte er den VfB Stuttgart erst von der 2. Bundesliga ins Oberhaus, brachte die Schwaben direkt in den Uefa-Cup und bescherte ihnen ein Jahr später die Vizemeisterschaft. Später trainierte er noch Hertha BSC, Schalke 04, den VfB Leipzig, Waldhof Mannheim und die Stuttgarter Kickers. Bei letzteren ist er nun als Berater und Spielerbeobachter tätig.

Die neue 3. Liga ist das große Ziel der Kickers, und das ist seit gestern akut gefährdet. 1:2 unterlagen die Stuttgarter dem TSV 1860 München II. Bei nur noch vier ausstehenden Spielen und einem schweren Restprogramm sind die Chancen auf Platz zehn (der würde zur Teilnahme an der 3. Liga berechtigen) auf ein Mindestmaß gesunken. "Das war`s", glaubt Jürgen Sundermann, der bei seinen "Blauen" vor allem die Leidenschaft vermisste, die er bei einem solchen "Alles-oder-nichts-Spiel" erwartet hätte.

Alles oder nichts? Genau. Die neue 3. Liga, die als Profiliga über den drei künftigen Regionalligen installiert wird, macht vor allem Traditionsmannschaften wie den Stuttgarter Kickers zu schaffen. Wer die Qualifikation nicht packt, der spielt plötzlich viertklassig. Das bedeutet: weniger TV-Gelder, weniger Medienpräsenz. Logische Folge: Auch die Sponsoren bleiben weg.

Die neue Ligastruktur bedroht viele Vereine. Die Zulassungsvoraussetzungen für die Regionalligen (also die künftige 4. Liga!) sind so exorbitant hoch (und teilweise unnötig), dass viele Klubs frühzeitig das Handtuch geworfen haben, obwohl sie sportlich durchaus das Zeug dazu gehabt hätten. Einige andere werden die Lizenz wohl nicht bekommen. Zu groß war die (finanzielle) Hürde, das alles zu stemmen.

Ob die Kickers in der 4. Liga eine Zukunft haben? Der 68-jährige Sundermann ist skeptisch. "Das wird ganz schwer."

So werden also zunächst die zweiten Mannschaften des FC Bayern, des VfB Stuttgart, von Werder Bremen und Borussia Dortmund (nach heutigem Stand) in die 3. Liga einziehen (und weitere werden in den nächsten Jahren folgen) – Teams, die kaum Zuschauer anziehen, und die zuhause die mit Abstand schlechtesten Besucherzahlen vorzuweisen haben. Dagegen bleiben die Kickers womöglich auf der Strecke. Oder Eintracht Braunschweig, RW Essen, der 1. FC Magdeburg oder Hessen Kassel…

Dienstag, 6. Mai 2008

Hall of "Fame"?

Wie aberwitzig, ja schwachsinnig Zuschauerrankings sind, weiß man spätestens seit der ZDF-Serie "Unsere Besten". Die "Top 50" der Musikstars führte dort Herbert Grönemeyer an, gefolgt von Udo Jürgens und Wolfgang Amadeus Mozart. André Rieu und die Höhner landeten deutlich vor Richard Wagner oder dem abgeschlagenen Johann Sebastian Bach (Platz 34).

Über die Aufnahme in die neue "Hall of Fame" des deutschen Sports entscheidet genau deshalb nicht Volkes Stimme, sondern eine Experten-Jury! Die Stiftung Deutsche Sporthilfe ernannte 25 Persönlichkeiten aus Sport und Politik, die ihrerseits die ersten 40 Mitglieder festlegte. Mit erstaunlichem Ergebnis.

Dass Max Schmeling und Franz Beckenbauer, Sepp Herberger oder auch Hans Günter Winkler dabei sein würden, war klar. Aber bei einigen Namen fragt sich sogar mancher (selbst ernannte) Experte, ob er einfach nur zu jung ist oder doch so gar keine Ahnung von der Materie hat: Erwin Casmir, Albert Richter, Kurt Stöpel – ganz ehrlich: Hätten Sie auch nur die Sportart gewusst?

Dagegen fehlen einige Namen, die man definitiv in einer "Ruhmeshalle" erwartet hätte. Rudi Altig? Michael Groß? Markus Wasmeier? Fehlanzeige. Steffi Graf? Birgit Fischer? Heike Drechsler? Auch nicht dabei. Auffällig ist auch, dass nur drei Frauen (Rosi Mittermaier, Cilly Aussem und Ingrid Mickler-Becker) und ein DDR-Athlet (der vierfache Schwimm-Olympiasieger Roland Matthes) vertreten sind.

Aber kann ja noch kommen. Künftig sollen jährlich drei neue Mitglieder benannt werden. Von Experten, und nicht von irgendwelchen Ahnungslosen…

Montag, 5. Mai 2008

Feier-Routine

Haben Sie`s gemerkt? Die Bayern sind wieder einmal Meister.

Am Sonntag um 18.49 Uhr sicherte sich die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld das 0:0 beim VfL Wolfsburg machte und damit vier Spieltage vor Schluss perfekt, was schon lange vorher niemand mehr in Zweifel gezogen hatte. Zu dominant war der FCB in dieser Bundesliga-Saison.

Aber schon seltsam: Einige der wichtigsten Spieler wie Franck Ribéry und Oliver Kahn waren gar nicht mit nach Wolfsburg gefahren. Und auch Bayern-Fans waren kaum da (und wenn sie da waren, waren sie kaum zu hören und zu sehen). *

Dabei hat der Rekordmeister, der zum Saisonfinale am 17. Mai schon zum 21. Mal die Meisterschale überreicht bekommt, angeblich die meisten Fans in der Liga. Aber selbst bei der Ankunft am Münchner Flughafen – nichts. Keine Fans, kein Autokorso, keine Euphorie.

In den TV-Nachrichtensendungen waren "Weißbierduschen" zwar mal wieder der Aufmacher. Aber auch hier nicht mehr als Feier-Routine. Ein selbstzufriedener "Vize" Kalle Rummenigge ernannte Hitzfeld noch kurzerhand zum "Vier-Sterne-General", weil die Bayern ab der kommenden Saison mit vier statt bisher drei Sternen am Revers auflaufen dürfen. Das war`s dann aber schon mit den Gefühlswallungen angesichts einer Meisterschaft mit Ansage und ohne echte Konkurrenz.

Trotzdem: Glückwunsch nach München! Zur Meisterschaft, zu Luca Toni und Franck Ribéry (ohne deren Verpflichtung Hitzfeld wohl weiter Drei-Sterne-General geblieben wäre) und zu der Entscheidung, auch als "Großer" weiter an die "Kleinen" zu denken. Am 13. Mai (um 20.15 Uhr live im HR-Fernsehen) treten die Bayern zu ihrem ich-weiß-nicht-wievielten "Retterspiel" gegen eine Traditionsmannschaft an: diesmal gegen den klammen SV Darmstadt 98!

* P.S. Muss also doch was dran sein an dem Spruch: "Wolfsburg hat nur einen Zweck. Kauf ein Auto und fahr weg!"

Freitag, 2. Mai 2008

Mittwoch, 30. April 2008

"Waters(pig)gate"


Ein Wahlkampftrick? Ein Anschlag? Oder ein Zeichen? Roger Waters` riesiges, aufblasbares Plastik-Schwein ist bei einem Konzert des Pink Floyd-Mitbegründers nahe Palm Springs/ Kalifornien erst weggeflogen und dann abgestürzt. Seine Überreste wurden in der Ortschaft La Quinta gefunden.

Traditionell ging das Schwein während des Songs "Pigs" vom 77er-Album "Animals" in die Luft. Allerdings hat es sich – eigentlich mit Kabeln sicher im Boden verankert - bisher noch nie "losgerissen".

Wenn das mal kein "Anschlag" der Republikaner war. Nach "Watergate" nun also "Waterspig"? Stand doch auf der Außenhaut des Schweins der Schriftzug des demokratischen Präsidentschaftsanwärters "Obama"…

Dienstag, 29. April 2008

Die DFL und die "heilige Kuh"

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat sich da keinen Gefallen getan. In der entscheidenden Saisonphase hat sie Zweitligist TuS Koblenz wegen Verstößen gegen Lizenzierungsauflagen acht Punkte Abzug (plus 200.000 Euro Vertragsstrafe) in der laufenden Spielzeit aufgebrummt und die Mannschaft von Trainer Uwe Rapolder so in akute Abstiegsgefahr gebracht. Sportlich waren die Koblenzer so gut wie durch. Und jetzt das.

Merkwürdig ist, wie wenig transparent die DFL ihre Entscheidung getroffen hat. Noch nie hat es in der Geschichte der 1. und 2. Bundesliga so einen hohen Punktabzug gegeben („Rekordhalter“ waren bisher der SSV Reutlingen und der 1. FC Nürnberg mit jeweils sechs Punkten Abzug), und "gefühlt" war zum Beispiel die Affäre um "schwarze Kassen" beim "Club" in der Saison 1995/96 schwerwiegender als das Versäumnis der Koblenzer, zwei nachverhandelte Spielerverträge offenzulegen.

Da erwarten die Fans eine nachvollziehbare Erklärung. Doch die Begründung fiel bislang sehr schmal aus. Wenn die Frage nach dem Strafmaß gestellt wurde, gab es ausweichende Antworten.

Beim 1. FC Kaiserslautern – seit der Fritz-Walter-Ära "heilige Kuh" des deutschen Fußballs und selbst einst wegen eines ähnlichen Vergehens mit nur drei Punkten Abzug bestraft – hat man die Entscheidung begrüßt und wieder Hoffnung geschöpft, die Klasse doch noch zu halten. Ohne den Punktabzug für den rheinland-pfälzischen Konkurrenten hätte es ganz düster für den Traditionsklub ausgesehen.

Doch die Fans in ganz Deutschland vermuten jedenfalls mehr hinter der Bestrafung und solidarisieren sich allerorten mit der TuS Koblenz. Mit einem Verein ohne große Tradition im deutschen Fußball, einem vormals namenlosen Klub, der erst seit zwei Jahren zweitklassig ist und vorher in den unteren Ligen herumdümpelte.

Der kann noch Beschwerde gegen den Punktabzug einlegen und will notfalls durch alle Instanzen. Im Sinne des Sports und der Fans ist zu hoffen, dass die Frage, wer absteigt oder die Klasse hält, nicht erst nach dem 34. Spieltag entschieden sein wird. Und dass der Absteiger dann trotz der Verstöße nicht TuS Koblenz heißt.

Montag, 28. April 2008

Mensch, Mick!


„So here I am once more…“ Die Veröffentlichung des Marillion-Debütalbums jährt sich in diesem Jahr zum 25. Mal. Bandmitbegründer Mick Pointer hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, das Songmaterial aus der ganz frühen Bandphase noch einmal auf die Bühnen zu bringen. „Script for a Jester`s Tour“ heißt das Projekt des Ex-Drummers, der dafür ein paar namhafte Musikerkollegen aus der Prog-Rockszene um sich geschart hat.

Mit dem Bassisten seiner aktuellen Band Arena, Ian Salmon, Gitarrist Nick Barrett (Pendragon), Keyboarder Mike Varty (Credo) und Brian Cummins, Sänger der Genesis-Cover-Band "Carpet Crawlers", hat sich „MP“ Pointer allerdings keine neuen Interpretationen der Songs vorgenommen. Stattdessen wird das Material eins zu eins nachgespielt. Arrangements und Sounds klingen wie von der Platte.

Zunächst wird das komplette „Script“-Album gespielt. Es folgen die B-Seiten „Charting The Single“, „Three Boats Down From The Candy“, das fast 20-minütige „Grendel“ und schließlich „Market Square Heroes“ sowie „Margaret“, einst Fishs sehr spezielle Version des schottischen Klassikers „Loch Lomond“.

Zwar kriegt Barrett nicht alle (filigranen) Rothery-Parts perfekt hin – es scheint, als hapert es vor allem an den Tempi – ansonsten aber klingt das alles erstaunlich authentisch. Wenn da bloß Brian Cummins nicht wäre. Sein Versuch, Sänger Fish zu kopieren, geht vollends in die Hose. Dass er sich so schminkt und anzieht wie der charismatische Frontman während der `83er-Tour ist noch nicht das Schlimmste. Aber er versucht auch, Fishs Bewegungen und sogar die Ansagen zu imitieren.

Nein. Der Fish-Klon ist wirklich kaum zu ertragen, zumal seine Mimik mehr an Markus Maria Profittlich („Mensch Markus“) erinnert als an Fish. Gesanglich hätte Cummins das Original wahrscheinlich sogar drauf. Aber nicht mal bei Stimme ist er, jedenfalls nicht beim Auftritt im Stuttgarter „LKA“. Gegen Ende des Konzerts kann er sich zwar etwas steigern, aber speziell die ersten "Script"-Stücke zu Beginn des Sets sind ein gesanglicher Super-GAU. Eine Zumutung für Fish-Fans!Der Rest der Band aber Klasse! Vor allem die Keyboards und natürlich Mick Pointer an den Drums ein Hörgenuss! Absoluter Höhepunkt: "Grendel" – wohl auch, weil das Stück relativ viele Instrumentalteile beinhaltet.

Kurzum: Mit geschlossenen Augen und bei völliger gedanklicher Ausblendung des Sängers ist`s ein netter Trip in die Vergangenheit. Und nur für den Fall, dass die Band das wiederholen will: Bitte bitte nur mit einem anderen Sänger!

Sonntag, 27. April 2008

Happy Birthday, Uncle Fish!

Unter seinem bürgerlichen Namen Derek William Dick kennen ihn die wenigsten. Ganz sicher aber seine Kumpels in East Lothian in Schottland. Ich bin sicher, er hat sich am Freitag zu seinem 50. Geburtstag von seinen Freunden hochleben lassen und einige Gläser mit ihnen gehoben.

Als 1983 Marillion`s "Script for a Jester`s Tear" erschien (zuvor gab`s schon eine Mini-LP und eine Single), war es vor allem die Kraft der Musik, der Bombast, der nicht nur Genesis-Fans wie mich packte. Es war die Theatralik, der Pathos, es waren die Texte und vor allem die Stimme des Leadsängers, eines gewissen "Fish". Der Mann - damals gerade mal 25 - konnte Trauer, und er konnte Wut wie in "Forgotten Sons", ein Song über die Rolle der britischen Regierung im Nordirlandkonflikt, der einem heute noch einen Schauer über den Rücken jagt.

Und da hatten ihn zumindest die deutschen Fans noch nicht auf der Bühne gesehen. Ein Naturereignis, als es 1984 zur "Fugazi"-Tour so weit war: Ein Zwei-Meter-Hüne, verkleidet und geschminkt - fast wie Peter Gabriel -, der nicht einfach sang, sondern im besten Wortsinn "performte".

Vier Alben machte Fish mit Marillion, ab 1990 folgten bis heute sieben Solo-Alben. "Misplaced Childhood" (mit dem Charterfolg "Kayleigh") blieb der größte Erfolg des Schotten - ein Album, das er 2005 zum 20-Jährigen nochmal auf die Bühne brachte. Sein neuestes Werk "13thStar" soll allen privaten Krisen zum Trotz das Ende einer längeren Schaffenskrise markieren. Fish ist damit auf einem guten Weg!

Aber jetzt lass Dich erst nochmal feiern. Einen Drambuie auf den Perrier-Allergiker! Happy Birthday, Uncle Fish! Cheers and Slàinthe!

"Always 1982"?!

"Down in space it's always 1982..." - Also, ich hab` das mal gecheckt. 1982 war für die Rockszene kein so besonderes Jahr. In den Single-Charts tummelten sich Grandmaster Flash, Gottlieb Wendehals und Falco (immerhin!). Und aus den Boxen meines "Schneider-Turms" (meinem ganzen Stolz) krachten abwechselnd die Scorpions mit ihrer LP "Animal Magnetism" und das (heute noch hörenswerte) Album "Worlds Apart" von Saga - im übrigen so ausdauernd, dass ich die Lieder heute noch von A bis Z mitsingen kann.

"Blues Brother" John Belushi starb an einer Überdosis. Ach ja, und die Compact Disc ging erstmals in die Massenproduktion, was mir damals aber noch völlig egal war.

Was also wollte uns David Bowie sagen, als er schrieb: "Some of us will always stay behind / Down in space it's always 1982..." Wahrscheinlich hatte es aber gar nichts mit unserem Musikkonsum zu tun.

Aber okay. Ein bisschen ist die Zeit bei mir schon stehen geblieben (wenn auch nicht unbedingt ausgerechnet 1982). Das belegt der Blick in mein CD-Regal (sorry, meine CD-Regale). Aber ich stehe dazu! In meinen "All-Time-Top-10" tummeln sich Pink Floyd, Deep Purple, Genesis und Yes, und ich finde: Qualität ist keine Frage des Alters!

So. Das muss als Einstieg in meinen "Rock`n´Sports-Blog" mal reichen. Keep rockin`!