Eine Progband bei einem Indie-Label? Das ist ungewöhnlich, erklärt Rise Above Records aber so: "Diagonal versprühen inmitten der gleichgeschalteten 'Indie'-Sounds der Jetztzeit eine Frische, die fast an den Punk-Aufbruch vor 30 Jahren erinnert." Na ja. Diese Einschätzung ist einigermaßen übertrieben, klingt das Debüt von Diagonal doch rauf und runter wie aus den frühen Siebzigern, und das obwohl alle Bandmitglieder gerade mal Mitte 20 (!) sind. Bei so manchem Basslauf fühlt man sich an die ganz frühen Yes erinnert, den einen oder anderen Takt könnten auch Gentle Giant eingezählt haben. Immerhin beweisen die sieben Musiker aus Bristol Mut: Wer sonst wagt es schon, ein Drum-Solo in den Opener seines Debütalbums einzubauen, um gleich anschließend auf "Child of the Thunder Cloud" mit Klarinettenklängen daherzukommen? Auch Jazzanklänge enthält das Album, das fünf Songs mit knapp 46 Minuten Spielzeit enthält. Toptrack ist das 14-minütige "Pact", das 70er-Prog in all seinen Facetten bietet. Sehr eigenständig ist das zwar nicht. Trotz aller Reminiszenzen klingt das aber - und da hat Rise Above Records Recht - in der Tat erstaunlich frisch!
(Erstveröffentlichung im Rockmagazin "eclipsed", Nr. 105)
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