Freitag, 7. Mai 2010

frames - Klappe, die Erste

Schöne (Klang-)Bilder, überraschende Wendungen und eine spannende Dramaturgie – alles was einen guten Film ausmacht, zeichnet auch die Musik der Artrock-Newcomer frames aus. Mit einem Unterschied: Die Hannoveraner, die gerade ihr erstes Album "Mosaik" am Start haben, kommen ohne Hauptdarsteller, sprich ohne Sänger und Frontman aus. Ein Zustand, der zwar gewollt, aber kein Dogma ist, wie Schlagzeuger Kiryll Kulakowski beteuert: „Wir schließen nicht aus, dass wir irgendwann auch mal was mit einem Sänger machen.“

Dabei war frames ursprünglich gar nicht als Instrumentalprojekt angelegt: "Auch um bessere Auftrittschancen zu haben, wollten wir diesmal einen Sänger. Sechs oder sieben waren im Proberaum, aber der Passende war nicht dabei." Keiner konnte das bieten, was die Band in ihm suchte: die Fähigkeit, die Stimme wie ein Instrument einzusetzen. Dafür stieß in der zeit Keyboarder Manuel Schönfeld - vorher in einer Pink Floyd-Coverband aktiv - dazu, und frames ließen fortan ausschließlich die "Instrumente sprechen", wie Kulakowski es formuliert. Eine EP folgte - und der Sieg bei einem Bandwettbewerb. "Da war klar: Es funktioniert auch ohne."

Für den Drummer ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil: „Jeder einzelne hat dadurch ja auch mehr Freiheiten in seinem Spiel. Und unsere Arrangements sind so dicht, da wäre momentan gar kein Raum mehr für Gesang."

Das Ergebnis auf "Mosaik" gibt den Musikern - alle Anfang, Mitte zwanzig, recht. Die Stücke sind kurzweilig, voll spannender Melodien und ganz wichtig: vielschichtig und stimmungsvoll. Die Songideen kommen meist von Gitarrist Jonas Meyer, die band entwickelt diese dann gemeinsam weiter. Am Ende stehen Stücke, die die Plattenfirma als Prog, Postrock und Artrock klassifiziert. "Heikel", findetd as Kulakowski. Allerdings: "Mit dem label Artrock können wir sehr gut leben."

Genauso gut wie mit dem Umstand, dass es für eine Instrumentalband schwierig ist, einen adäquaten Albumtitel zu finden: "Wenn man keine Texte hat, bietet sich ja nichts an", benennt Kulakowski das Dilemma. Auf "Mosaik" kam man deshalb, weil die Lieder alle ineinander spielen, ja einzelne Bausteine sind, die ein Gesamtwerk ergeben: "Da passte das."

Auch die vier Musiker selbst sind Bausteine im frames-Konzept, haben jeder ihren klar umrissenen Zuständigkeitsbereich. Meyer istder Musical Director, Schönfeld ist fürs Marketing zuständig, Kulakowski fürs Artwork, und die Produktionsleitung hat Bassist Julian "Moses" Hoffmann inne. Ganz wie beim Film. Dort will Kiryll Kulakowski übrigens mal hin. Der 24-Jährige plant ein Studium an der Filmhochschule.

(erstmals veröffentlicht in der eclipsed-Ausgabe Mai 2010)