Montag, 18. April 2011

Sehnsucht, Verzweiflung und Wut

Schwermütige Lyrics. Von Verlierern, von der Sehnsucht nach Frieden und menschlicher Wärme, von der Wut auf eine Gesellschaft, die die Jungen zur "fucked up generation" werden lässt.

Sehnsuchtsvolle Kompositionen. Teils leichtfüßige, hochmelodische, fluffige Popmelodien, plötzlich aber der Bruch und kolossal wütende Gitarrenwalls.

Das ist Blackfield.

Steven Wilson (Porcupine Tree) und der israelische Musiker Aviv Geffen bilden das Herzstück der Band, die zur Zeit auf Europatournee weilt. Jetzt machte sie Station im Ampere in München.

Im Dezember 2004 habe ich  das erste Mal live gesehen. Sechseinhalb Jahre liegt der Auftritt im Karlsruher Substage zurück, und seit damals hat sich einiges getan. Damals hatte die Band gerade ein Album, bestehend aus zehn Songs. Und bei der Zugabe durften die Zuschauer bestimmen, welche Lieder sie noch einmal spielen sollten.

Mit "Welcome To My Dna" haben Blackfield inzwischen ihr drittes Album veröffentlicht, Wilson und Geffen haben drei weitere Topmusiker um sich geschart und haben längst genügend Songmaterial für einen Konzertabend.

Die Songs strahlen Sehnsucht aus, Verzweiflung und viel Wut. Geffen widmet die Textzeilen "Fuck you all/I don't care anymore/Go to hell" seinen Eltern. Ansonsten findet kaum Konversation mit den Fans im ausverkauften Ampere statt. Wilson und Geffen hatten beide schon immer einen Hang zur Melancholie, und der lassen sie auch bei dieser Tour freien Lauf. Das geht unter die Haut, was es sicher nicht tun würde, wenn nicht alles brillant gespielt wäre.

Weitere Tourdaten: Pratteln/CH (18.04.), Karlsruhe (23.04.), Bochum (25.04.), Köln (26.04.)

P.S. Setlist und Hörproben gibt's hier: http://www.setlist.fm/setlist/blackfield/2011/klub-studio-krakow-poland-73d3aa19.html

P.P.S. Die Setlist stammt vom Gig in Krakau. In München war gegen Ende des regulären Sets auf jeden Fall noch "1.000 People" dabei!

Mittwoch, 6. April 2011

Ihr findet keine Insel

Endlich, endlich wieder mal ein Statement und klares Bekenntnis des einstmals und vielleicht ja bald wieder politischsten aller Deutschrocker! Auf seiner aktuellen Tour präsentiert Heinz Rudolf Kunze den Song zum Atomausstieg: "Ihr findet keine Insel". In diesem Sinne: "Abschalten, abschalten, abschalten!"

http://www.youtube.com/watch?v=eWg6Cn20yu4&feature=player_embedded

Ihr findet keine Insel

Es ist ein Deal mit dem Tod
den er jederzeit kündigen kann
und ihr verdient euch schamrot
warum sollt ihr was ändern daran
Die Leute wollen doch Strom
jeder Firlefanz braucht Energie
es tickt in jedem Atom
fast wie ein SOS: Jetzt oder nie

Ihr findet keine Insel
keinen heilen Fleck
ihr findet keine Insel
und der Mars ist zu weit weg
ihr findet keine Insel
wenn alles explodiert
gemeinsam wird zu spät bereut
gemeinsam wird krepiert

Ihr wiegelt ab und vertuscht
unser Himmel stürzt nimmermehr ein
in Deutschland wird nicht gepfuscht
sagt wie arrogant kann man denn sein
Ihr zuckt die Achseln und lügt
euer Aufsichtsrat zwingt euch dazu
bis euch der Sachzwang verbiegt
jede Menschlichkeit ist ein Tabu

Ihr findet keine Insel
überall ist es gleich
ihr findet keine Insel
die Wolke findet euch
ihr findet keine Insel
egal wohin ihr blickt
im Bunker gehn die Kerzen aus
im Bunker wird erstickt

Ihr gehört in ein Flugzeug
alle das wär prima
mit einem One-Way-Ticket
Richtung Fukushima
Richtung Hiroshima

Ihr findet keine Insel
keinen heilen Fleck
ihr findet keine Insel
und der Mars ist zu weit weg
ihr findet keine Insel
wenn alles explodiert
gemeinsam wird zu spät bereut
gemeinsam wird krepiert

Freitag, 1. April 2011

Mit 1860 in den April

Ja, so ein 1. April ist immer lustig. Als Mediennutzer, aber fast noch mehr als Medienschaffender, muss man an diesem Tag jede Meldung zweimal prüfen, auf dass man ja nicht in irgendeine Falle tappt. Dass "KT" zu Guttenberg nicht wirklich "Wetten dass ..." moderieren wird - gut, das war einfach. Dass Tobias Angerer seine Langlaufskier an den Nagel hängt und lieber als Golfer bei den nächsten Olympischen Spielen antreten will - schon besser, aber auch noch durchschaubar. Schwieriger wird's bei der Frage, was bei den klammen Münchner Löwen los ist. Wer heute schon alles den TSV 1860 gerettet haben soll: Scheichs aus Saudi-Arabien, ein Wettanbieter, die kleine Unertl-Brauerei, das "Stadion" an der Schleißheimer Straße und und und.

Wer mag das schon so genau zu beurteilen? Vor allem, weil der TSV 1860 selbst nichts zur Aufklärung beiträgt. Nachdem am Morgen die Spekulationen ins Kraut geschossen waren, die Bild schon die Rettung verkündete, während alle anderen Medien noch von einer "ungeklärten Situation" schrieben, sagten die Löwen nichts. Erst im Laufe des Vormittags wurde dann sinngemäß erklärt: 'Wir sagen, dass wir nichts sagen.'

Also gehen die wilden Spekulationen über die sportliche Zukunft des Traditionsklubs weiter. Was die Öffentlichkeitsarbeit angeht, ist der TSV 1860 schon in der Bayernliga angekommen!