Mittwoch, 7. Mai 2008

3. Liga oder nichts

Jürgen Sundermann hat schon viel erlebt. Als Trainer führte er den VfB Stuttgart erst von der 2. Bundesliga ins Oberhaus, brachte die Schwaben direkt in den Uefa-Cup und bescherte ihnen ein Jahr später die Vizemeisterschaft. Später trainierte er noch Hertha BSC, Schalke 04, den VfB Leipzig, Waldhof Mannheim und die Stuttgarter Kickers. Bei letzteren ist er nun als Berater und Spielerbeobachter tätig.

Die neue 3. Liga ist das große Ziel der Kickers, und das ist seit gestern akut gefährdet. 1:2 unterlagen die Stuttgarter dem TSV 1860 München II. Bei nur noch vier ausstehenden Spielen und einem schweren Restprogramm sind die Chancen auf Platz zehn (der würde zur Teilnahme an der 3. Liga berechtigen) auf ein Mindestmaß gesunken. "Das war`s", glaubt Jürgen Sundermann, der bei seinen "Blauen" vor allem die Leidenschaft vermisste, die er bei einem solchen "Alles-oder-nichts-Spiel" erwartet hätte.

Alles oder nichts? Genau. Die neue 3. Liga, die als Profiliga über den drei künftigen Regionalligen installiert wird, macht vor allem Traditionsmannschaften wie den Stuttgarter Kickers zu schaffen. Wer die Qualifikation nicht packt, der spielt plötzlich viertklassig. Das bedeutet: weniger TV-Gelder, weniger Medienpräsenz. Logische Folge: Auch die Sponsoren bleiben weg.

Die neue Ligastruktur bedroht viele Vereine. Die Zulassungsvoraussetzungen für die Regionalligen (also die künftige 4. Liga!) sind so exorbitant hoch (und teilweise unnötig), dass viele Klubs frühzeitig das Handtuch geworfen haben, obwohl sie sportlich durchaus das Zeug dazu gehabt hätten. Einige andere werden die Lizenz wohl nicht bekommen. Zu groß war die (finanzielle) Hürde, das alles zu stemmen.

Ob die Kickers in der 4. Liga eine Zukunft haben? Der 68-jährige Sundermann ist skeptisch. "Das wird ganz schwer."

So werden also zunächst die zweiten Mannschaften des FC Bayern, des VfB Stuttgart, von Werder Bremen und Borussia Dortmund (nach heutigem Stand) in die 3. Liga einziehen (und weitere werden in den nächsten Jahren folgen) – Teams, die kaum Zuschauer anziehen, und die zuhause die mit Abstand schlechtesten Besucherzahlen vorzuweisen haben. Dagegen bleiben die Kickers womöglich auf der Strecke. Oder Eintracht Braunschweig, RW Essen, der 1. FC Magdeburg oder Hessen Kassel…

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