Kaum zu glauben, dass "Tout Ce Que J`ai Rêvé" (zu Deutsch: Alles was ich mir erträumt habe) ein Debütalbum ist - das Debüt einer Band, die sich in der Tradition von Harmonium oder Maneige sieht, zweier Bands, die in den 70er Jahren für erstklassigen Progressive Rock aus der frankokanadischen Provinz Québec standen. Auch Jelly Fiche kommen von dort, genauer gesagt aus Montréal, und sie knüpfen an, wo ihre Vorbilder aufgehört haben. Dabei haben die drei Musiker einen komplett unterschiedlichen Background: Sänger und Bassist Syd ist der Poet und zeichnet für die Texte und damit für das lyrische Element verantwortlich, Keyboarder und Saxophonist Eric Plante bringt eine Vorliebe für atmosphärische und jazzige Klänge mit, Gitarrist Jean-Francois Arsenault schließlich ist maßgeblich von Prog beeinflusst.
Das Ergebnis ist musikalisch schon verdammt ausgereift und stimmig. Gewisse Einflüsse (Pink Floyd) sind nicht zu überhören ("Les Arbres"), aber Jelly Fiche sind weit davon entfernt, ihre Vorbilder nur zu kopieren. Was soll man zuerst loben? Das feinfühlige Gitarrenspiel ("Dans La Peau d`Un Autre")? Die atmosphärischen Keyboard- und Pianoparts? Den ausdrucksstarken Gesang? Es ist alles zusammen, was die Wärme und das Träumerische ausmacht und die Musik von Jelly Fiche zu einem Ereignis. Dafür sorgt auch der wohldosierte Einsatz des Saxophons, mit dem sich die Band von anderen abhebt. Auch die französischen Texte sind ein Eigenständigkeitsmerkmal. Für den einen oder anderen mag das gewöhnungsbedürftig sein, nach einigen Durchläufen kann (und will) man sich die Musik mit englischen Lyrics aber gar nicht mehr vorstellen.
Einen Song herauszuheben - bei diesem Album ohne Schwächen schier unmöglich. Also: Durchhören und genießen! Das ist, was sich Fans dieser Art von Musik erträumt haben!
(Erstveröffentlichung im Rockmagazin "eclipsed", Nr. 107)
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